Der Königssee im Nationalpark Berchtesgaden
Berlin, Hamburg, New York, London, Paris, Lissabon, Biarritz, Kapstadt und sogar Fürstenfeld alle diese Orte sind mir ein Begriff. Berchtesgaden, Königssee oder Watzmann kann ich sogar geografisch Bayern zuordnen. Aber „Kehlstein“ und „Eagles Nest“ keine Ahnung. Schönau, Ramsau, Bischofswiesen, Marktschellenberg nie gehört.
Zum Skilaufen fährt man nach Samnaun, Ischgl, Kitzbühel, Schladming, St. Moritz und in die Dolomiten. Für Wanderurlaube wählt man Madeira, Südtirol oder den Dachstein. Badetage verbringt man am Chiemsee, am Starnberger See oder am Gardasee. Aber am Schönsten ist es in einem Wellness Ressort mit einem warmen Aussenbecken.
Heute kenne ich vieles in und um Berchtesgaden, aber noch immer nicht alles. Kaum bin ich der Ansicht alle Berge namentlich verinnerlicht und optisch realisiert zu haben, bringen Sie mich von einem anderen Blickwinkel aus betrachtet von Neuem ins Grübeln. Ich entdecke bei jedem Besuch für mich unerforschtes, ungewöhnliches und interessantes. Einen ganz besonderen Reiz übt der legendäre Königssee aus für mich einer der schönsten und faszinierendsten Bergseen.
Massen von Menschen stehen am Bootssteg an, um per Elektroboot und Echo hörend auf die Insel St. Bartholomä zu gelangen. Es scheinen genau jene Touristen zu sein, die noch am Vortag dicht gedrängt durch die engen Gassen Salzburgs bummelten um sich mit Mozart-Kitsch einzudecken. Nun muss es auch noch ein edelweißverzierter Spazierstock oder ein Hutanstecker mit Watzmannmotiv sein. Der ländliche Alpenramsch, von dem man entlang der Strasse bis zum Ufer des Sees begleitet wird, steht dem barocken Trödel der Mozartstadt in nichts nach. Majestätisch, rätselhaft und mystisch liegt er nun vor mir, dieser unergründliche See mit seinen angeblich unerforschten Tiefen. Fast karibisch kommt er mir vor mit dem türkisblauen Wasser, in dem sich wie inszeniert und ganz Alpenidylle, die bizarren Felswände des Ufers spiegeln.
Idyllischer Königssee
Auf dem Fußweg zum Malerwinkel aeiner Plattform mit einer millionenfach fotografisch festgehaltenen pittoresken Aussicht auf den See biegt man ab vom Touristenpfad in ein lichtes Wäldchen. Am Ende des Weges befindet sich ein Felsvorsprung. Hier blickt man hinunter auf das glasklare Wasser. Die Tiefe kann man nicht erahnen. Ein paar Leute haben diesen Teil des Sees als Badeplatz erkoren, sonnen sich sitzend auf den Felsen, klettern behände hinunter und steigen in das maximal 18 Grad kalte aber garantiert saubere Wasser. Für Sonnenbadetage von morgens bis abends ist dieser „Strand“ nicht geeignet. Man springt ins Wasser, schwimmt ein paar Minuten, trocknet sich ab, wärmt sich anschließend kurz an der Sonne auf. Danach macht man sich frisch erholt auf den Weg zur Arbeit oder bricht zu einer Wanderung auf. An Strandbad mit Liegwiese und warmen Wasser gewöhnte, vor unbekannten Tiefen ängstliche Großstädterin möchte ich mir vor den Einheimnischen keine Blöße geben. Ich tauche ein in das ungetrübte Nass. Ob es die Kälte oder die Angst sind, die mir die Brust zuschnüren? Tapfer schwimme ich weiter in die Ungewissheit. Kälte und Beklemmung weichen bald einem Gefühl von herrlicher Freiheit, Wärme durchströmt mich. Stolz schwimme ich weiter, gefangen von der mystischen Bergseeatmosphäre. Ich beobachte die an mir in der Ferne lautlos vorbei gleitenden Elektroboote, höre die Töne eines Horns und lausche auf die Antwort des Echos.
Nach einem Bad im Königssee, hatte mir eine Einheimische verraten, kann man extreme Hitze besser vertragen, man schwitzt nicht, ist immer leicht gekühlt, eine natürliche Aircondition sozusagen.
Seit jenem Badetag kommt mir jedes Strandbad banal vor. Stets bin ich auf der Suche nach einem klarem Bergsee, in Erinnerung an einen märchenhaften Badetag in diesem geheimnisvollen See am Fuße des Watzmanns. Ihn fernab allen Tourismustrubels und doch mittendrin erlebt zu haben, erfüllt mich immer wieder mit einer besonderen Freude.
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© by Isabella Pozarnik
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